Also gingen mein Vater und ich zu Musikhaus Bayer, wo einige 12saitige an der Wand hingen. Ich suchte mir die Schoenste aus, eine Luxor Dreadnought mit Abalone-Plastik-Binding. Sie kostete 500 DM und ich hatte dafuer meine Skiausruestung verkauft. Waehrend mein Vater mit Bayer ueber den Preis verhandelte, stoeberte ich im Plattensortiment und fand zwei Platten eines gewissen Leo Kottke, von dem ich vorher noch nie etwas gehoert hatte. Auf dem einen Cover stand irgendwas von "Twelve String Guitar", also musste ich sie haben. Nachdem wir die Gitarre, die zwei Platten und einen Satz Gitarrensaiten gekauft hatten, ging es nach Hause, wo ich dann sofort die Platten auflegte. Was ich dann hoerte, sollte mein zukuenftiges musikalisches Leben praegen. Es war ein Gitarrenstil, der nicht nur mich, sondern zig tausende begeisterte. Leo Kottke war damals nicht nur irgendein Gitarrist, sondern ein Star auf der 6 & 12 saitigen fingerpicking Gitarre. Er war eine Institution. Fuer mich war er Gott!
Die naechsten 20 jahre versuchte ich Leos Stil zu imitieren. Dazu kaufte ich alle seine Platten und hoerte mir das meiste raus. Transkriptionen gab es damals sogut wie garnicht und wenn doch, dann musste man sie sich ueber irgendwelche Kanaele besorgen. Wenn ich ich sehe, was man heutzutage alles uebers Internet bekommt ... das ware damals ein Traum gewesen! Das Gute am Raushoeren war, dass mein Gehoer enorm geschult wurde. Den Platten tat es weniger gut.
Doch beim Raushoeren stoesst man igendwann an eine Grenze, wo es nicht mehr weiter geht. Man braucht dann Traskriptionen und/oder einen Gitarrenlehrer, der das drauf hat. Ich ging also zu Tommy und spielte ihm "Eight Miles High" auf der "Mudlark" vor. Ich wollte wissen, ob er das raushoeren konnte, um es mir dann zu zeigen. Tommy meinte, er wuerde mir naechste Woche bescheid sagen. Als ich die Woche drauf zum Unterricht kam meinte Tommy, er waere nicht in der Lage das Ding rauszuhoeren, weil bei der Aufnahme mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Gitarristen spielen wuerden. Ich glaubte ihm und das Thema war vorerst erledigt.
Irgendwann ging ich zu meinem ersten Kottke-Konzert. Das war wie der Einblick in eine neue Welt. Ich sah und hoerte, dass Leo "Eight Miles High" ganz alleine spielte und zwar genauso wie auf der Platte! Fuer mich war damit Tommys Gitarrenunterricht beendet. Nach einem Jahr fing ich an mir das Zeug selbst draufzuschaffen. Vieles davon war weit weniger als 100 prozentig original nachgespielt, doch ich lernte sehr viel und waehrend andere ACDC und Hendrix hoerten und nachspielten, war ich vom Kottke-Virus infiziert! Das sollte jahrelang so weitergehen.
Warum ich das alles schreibe? Weil ich mir die Tage die komplette Kottke-Discographie runtergeladen habe und jetzt in Erinnerungen schwelge.
Uebrigens: Die 12saitige Luxor wurde nie als 6saitige gespielt. Jahrelang spielte ich ausschliesslich 12saitige Gitarren. Ich besass eine Bozo B12-80, eine Martin D12-35S und eine Levin. Die schoensten Gitarren, die man sich nur wuenschen konnte!
Meine Plattensammlung wuchs zusehends. Das Meiste davon waren Platten von Akustikgitarristen aller Stile von Klassik, Folk, Jazz bis Ragtime. Es war eine schoene Zeit, die sehr lange zurueck liegt. Die Erinnerung daran kommt mir vor wie ein langer, heisser Sommer.
Die Luxor besitzt heute mein alter Freund Mike Schmager ...
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