Dienstag, 1. März 2016
Musicians are lonely people
Musiker sind einsame Menschen. Dieser Satz steht als Kommentar bei einem Youtube-Clip von Normans Rare Guitars, wo Richie Sambora und Orianthi verschiedene Gitarren ausprobieren. Niemand hat sich über diesen Spruch aufgeregt. Im Gegenteil. Es gab Zustimmung. Warum auch nicht? Künstler waren schon immer einsam. Ob Musiker, Maler, Schriftsteller, Schauspieler ... alle haben eines gemeinsam: sie widmen ihr Leben der Kunst. Dadurch fällt vieles andere weg, das für Normalsterbliche Alltag ist. Bei Musikern ist es das Üben und Komponieren, mit dem sie die meiste Zeit des Tages verbringen. Ist nicht gerade zuträglich was soziale Kontakte angeht, wenn man die meiste Zeit im stillen Kämmerlein verbringt. Jetzt wird der eine oder andere sagen, stimmt nicht! Schließlich stehen sie irgendwann auf der Bühne und spielen mit anderen Musikern für das Publikum. Das ist doch sozialer Kontakt auf höherem Niveau. Und genau darauf will ich hinaus. Die Frage ist: Wo denn?
Gerade in Deutschland gibt es immer weniger Live-Veranstaltungen, wo Musiker regelmäßig vor einem breiten Publikum spielen können, so wie noch vor etlichen Jahren. Die Rede ist nicht von irgendwelchen Kneipen, wo einmal im Monat eine Session stattfindet und wo ein paar Gestalten rumsitzen und zuhören (die meisten davon Musiker). Oder von Mega-Events wie Wacken, einmal im Jahr, wo nur Stars auftreten.
Was ich meine ist eine gesunde Infrastruktur für Musiker, so wie in Nashville oder Austin, wo lokale Musiker vor einem interessierten Publikum auftreten oder auch in den irish pubs in Irrland. Klar, auch dort ist es nicht einfach aber man hat wenigstens die Möglichkeit. Meine Süße war vor kurzem in Thailand und erzählte, dass in der Khaosan Road/Bangkog aus jeder bar live-musik auf die Straße quillt. Nützt den Musikern in Germanisten aber wenig. Die Wahrheit ist: Die Musiker in Deutschland fristen ein kümmerliches Dasein. Die Branche ist völlig im Arsch. Das hat viele Gründe. Zum einen ist es die allgemeine Übersättigung in unserer westlichen Gesellschaft. Musik war noch nie so billig wie heute. Zum anderen hat die GEMA mit ihren Gebühren dafür gesorgt, dass die meisten großen Clubs dicht gemacht haben. Und da wäre noch die Kleinigkeit, dass es heute mehr Musiker gibt als Publikum. Jeder, der gerade mal halbwegs sein Instrument halten kann meint, er wäre in der Lage auf die Bretter der Welt zu steigen. Viele lokale Bands sind einfach nur schlecht. Wer will sich denn so einen Schrott schon reinziehen und auch noch Geld dafür bezahlen?! Eine Band wird nicht nur durch Proben besser, sondern vor allem durch live-Auftritte. So war es schon immer und wird auch so bleiben. Jeder, der was anderes behauptet, hat schlichtweg keine Ahnung. Üben und Auftreten sind die wichtigsten Dinge für einen Musiker. Fällt nur eines davon weg, hat er ein gravierendes Problem. Da nützen einem auch die tausend Gitarren zuhause nix.
Und genau da sind wir angekommen: es gibt heute Wahnsinnsequipment für jedermann zu kaufen. Während die Leute in Afrika vor der begeisterten Dorfgemeinde auf irgendwelchen Plastikeimern trommeln und sich Instrumente aus Müll zusammenfriemeln, spielt der hiesige Gitarrist auf der teuersten Klampfe über einen sündhaft teuren Verstärker daheim in seinem Wohnzimmer und stellt das dann auf Youtube. Sonst würde es auch niemand erfahren. DAS ist die heutige Einsamkeit der Musiker. Selbst solche Millionäre wie Sambora oder Lukather haben die besten Zeiten hinter sich. Lukather tourt durch die Weltgeschichte, weil man ihn in den USA schon zur Genüge kennt. Sambora shoppt in großen Musikläden, kauft sich die hundertste pre-CBS-Tele für sündhaft teures Geld und zahlt aus der Portokasse. Was soll er auch sonst mit seiner Zeit anfangen?
Wir sind heute endlich dort angekommen, wo wir schon vor zwanzig Jahren dachten, dass wir da wären: In der Scheiße! Für einen Mucker war es noch nie leicht Geld zu verdienen. Es reicht ja noch nicht mal mehr, wenn man als Tanzmucker seinen Arsch hinhällt. Wenn ich keine Straßenmucke machen würde, hätte ich schon läöngst aufgegeben. Die Großen wie Clapton leben von ihrem Namen. Die Kleinen können nur träumen ...
Ja, da wäre noch der Pop, mit neuem Marketing via Internet, wo Unbekannte plötzlich zu Stars mutieren. Ein besonderes Thema über das ich noch händereibend in Klausur gehen werde.
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